Ein spannender Beitrag vom "Dunklen Parabelritter" über die "Schlimmste Droge" auf YouTube brachte mich zum Nachdenken:
Was hat unser heutiger, übermäßige Konsum von Zucker und zuckerhaltigen Produkten mit der Sehnsucht nach der Fürsorge, Nestwärme und Geborgenheit die uns unsere Mutter natürlicherweise geben sollte, zu tun?
Gleich zu Anfang blendet Alex, der Parabelritter, Videoausschnitte von Doc Felix ein, in dem dieser behauptet, dass wir Menschen nicht natürlich auf die Geschmacksrichtung "süß" geprägt wären.
Offensichtlich wurde Doc Felix als Baby nicht gestillt, denn dann würde er wissen, dass Muttermilch - wie jede Säugetiermilch - süß ist. Natürlich nicht so pappsüß, wie wir heute allgemein unsere Geschmacksnerven trainiert haben, aber eben mit einer natürlichen Süße.
Doc Felix geht im weiteren Verlauf von Parabelritters Video kurz auf unsere "evolutionäre Geschmacksentwicklung ein" und behauptet, dass eine süße Heidelbeere eben nicht giftig ist, wohingehend der Geschmack Bitter auf Ungenießbarkeit oder gar Giftigkeit hinweisen würde.
Auch hier liegt er falsch, denn Süß ist nicht gleich Harmlos und Bitter nicht gleich Giftig. Sehr viele, sehr gesunde Pflanzen wie Kakao, Löwenzahn oder Rucola, um nur ein paar zu nennen, sind bitter und trotzdem sehr gesund, wohingehend eine süße Tollkirsche seeeeehr giftig ist!
Woher kommt nun unser Verlangen und Heißhunger auf Süßes?
Wie im Video behauptet, hat offensichtlich die Zuckerindustrie ihre Finger im Spiel. Doch das ist mir zu kurz gesprungen. Denn ähnliche Mechanismen, wie sie die Zuckerindustrie nutzt, gibt und gab es in der Tabakindustrie und heute noch in der Chemie-, Öl- und Fossil-Industrie: die Produkte sollen nicht schädlich sein, im Gegenteil von großem Nutzen für die Verbraucher (was eine klassische Werbelüge ist, denn die einzigen die wirklich vom Verkauf dieser schädlichen Produkte profitieren, sind die Zucker-, Tabak-, Chemie- und Fossilgiganten).
Wir Menschen sind evolutionäre Bindungswesen und brauchen, um zu überleben, in den ersten Lebensjahren die enge Anbindung an unsere Mutter (ohne die wir gar nicht auf die Welt gekommen wären) und ihren eigenen, engen Bezugspersonen.
Die "Mutter" und das Prinzip, das mit ihr verbunden wird, bedeutet "Nahrung, Schutz, Liebe, Geborgenheit, Nähe, Sicherheit und bedingungsloses Angenommen sein". Wir sagen zu unserem Heimatplaneten Erde "Mutter Erde", sprachlich ist sie in Moder, Modder, Matsch und Materie enthalten.
In der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) und ihrer 5-Elementelehre des Ba Gua ist das Element Erde der Mutter und der Geschmacksrichtung süß zugeordnet. Wer "nicht geerdet" genug ist, soll sich z. B. vermehrt mit süßen Getreidebreien ernähren. Die Süße hier kommt aus der natürlichen Süße des Getreides, die sich beim Kauen entfaltet. Wenn zusätzlich gesüßt wird, dann mit süßen Früchten, wie Erdbeeren oder Bananen.
Wie weiter oben erwähnt, kennen wir die Geschmacksrichtung "süß" von unserer Muttermilch, die wir hoffentlich als Babys in ausreichender Menge und über eine lange Zeit genießen konnten.
Doch wir Menschen in Mitteleuropa leben seit mindestens 4.000 Jahren nicht mehr in unserem natürlichen, evo-biologischen Matrifokal. Das beudeutet, dass die Umstände, das und wie ein Kind überhaupt auf die Welt kommt, mittlerweile alles Andere als gut und richtig sind.
Durch den patriarchalen Druck, mehr Kinder zu bekommen als für eine Frau gesund ist, wurden Kinder schneller abgestillt. Durch die Viehzucht wurde vermehrt Kuh- oder Ziegenmilch an Babys gefüttert und die Mütter konnten, da sie nicht mehr die natürliche Körpernähe und Stillbindung an ihr Baby haben durften, schneller wieder Schwanger werden. Denn auch das Bett durfte die Frau nun nicht mehr mit ihrem Baby teilen, sondern ihr Ehemann erhob alleinigen Zugang zu ihrem Bett.
Wurde noch in neolithischer Zeit eine Frau erst nach drei bis vier Jahren wieder schwanger, weil das Kind nun groß genug war, um mit der Kunni* selbständig zu leben, wurden Frauen mit Beginn des Pariarchats oft jedes Jahr schwanger. Ausführlich geht Gabriele Uhlmann in ihrem Vortrag darauf ein.
Durch den Verlust der Kontinuumsbindung leiden wir heute an der "Suche nach der guten" Mutter.
Massiv verstärkt hat sich das spätestens nach dem 2. Weltkrieg, als westliche Frauen Kinder fast nur noch in Krankenhäusern auf die Welt brachten. Dort wurden ihnen gleich nach der Geburt die Kinder weg genommen und in die Neugeborenenstation verfrachtet, sodass hier kein Kennenlernen von Mutter und Kind stattfinden konnte. Das Bindungshormon Oxytocin konnte nicht in ausreichender Menge, sowohl bei der Mutter als auch beim Kind, ausgeschüttet werden. Es wuchsen Generationen von Menschen heran, in denen es bis heute keine gute Mutter-Kind-Beziehung gibt.
Heute wird dieser Trend weiter verstärkt durch den Drang der Kliniken, wirtschaftlich zu arbeiten. Das heißt, dass Geburten vermehrt "geplant"und per Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Ausfühlich auf dieses Thema gehe ich in meinem interaktiven Onlinekurs der "Weg der Ahninkette" ein, den du hier buchen kannst.
Wir Menschen sind seit mindestens 4.000 Jahren "Mangelwesen". Evolutionär sind wir aber immer noch genauso gestrickt wie vor einer Million Jahren. Es hat sich absolut nichts an unseren frühen Bedürfnissen geändert, nur werden sie heute nicht mehr befriedigt.
Das hat zur Folge, dass wir immer und beständig unbewusst auf der Suche nach der Erfüllung dieser evolutionären Bedürfnisse sind:
- bedingungsloses Angenommensein durch die Mutter, in deren Körper wir in der Regel neun Monate heran gewachsen sind
- Sicherheit und Stabilität in den Beziehungen nicht nur zur Mutter, sondern auch ihrer Nähegemeinschaft (Kunni*)
- Gehalten und Getragen werden, bis sich das Kind von alleine "löst" und eigenständig und voll Selbstvertrauen die Welt erkundet
Alles das fördert ein stabiles, sicheres Selbst mit einem unerschütterlichem Vertrauen in die Welt.
Werden uns diese, tief in uns sitzenden Bedürfnisse nicht von Geburt an gewährt, ensteht das Gefühl des Mangels und die, meist unbewusste, Such(t)e danach:
- Andere Menschen sollen diese (Mutter-)Lücke füllen - der Traumpartner, die Traumpartnerin soll die Liebe erfüllen, die die Mutter nicht geben konnte!
- Materieller Reichtum und Wohlstand sollen den Mangel an Liebe, Gehalten und Getragen werden ausgleichen!
- Rang und Status sind ebenfalls ein Mittel der Kompensation der unzureichenden Mutterliebe!
Unser "Belohnungszentrum"
Um diesen Mangel auszugleichen (Mütter wissen seit Generationen, dass sie etwas "falsch" machen, können sich aber nicht mehr daran erinnern, was es ist), werden Kinder früh mit Süßigkeiten getröstet. Was früher noch mit einem süßen Apfel, einer Aprikose oder einer Erdbeere funktionierte, geht heute nur noch mit industriell hergestellten "Süßigkeiten". Schnell wird ein Bonbon oder ein Stück Schokolade gereicht, wenn das Kind weint, unleidig oder quengelig ist (weshalb der Bereich an den Kassen in den Supermärkten "Quengelbereich" heißt und dort Schokoriegel, Kaugummis und Bonbons in bunter Verpackung angeboten werden).
Machen Kinder etwas gut und richtig, zum Beispiel eine gute Note mit nach Hause bringen oder das Zimmer aufräumen, wird gerne mit einer Süßigkeit belohnt.
Bis heute gibt es nach der Hauptmahlzeit oft ein süßes Dessert aus Pudding, Kuchen oder einem Fruchtjoghurt.
Wenn wir Süßes essen, werden ähnliche hormonelle Vorgänge im Gehinrn angestoßen, wie sie gleich nach der Geburt entstehen. Nicht nur Oxytocin wird ausgestoßen, auch Endorphine und Dopamine - Hormone, die bei außerordentlichen Ereignissen, wie gutem Sex, einer Fahrt mit der Achterbahn, einem Fallschirm- oder Bungeesprung oder durch den Konsum von Drogen ausgeschüttet werden.
Und hier funktioniert der moderne, raffinierte Zucker wie eine Droge!
Er fördert das Verlangen nach Mehr! Mehr Süßes, mehr Zucker bedeutet, mehr Glücksgefühle, mehr Sättigung, mehr (innere) Liebe.
Das, was unsere beschädigte, meist gar nicht mehr vorhandene Kontinuumsbindung natürlicherweise liefern soll, wird hier mit Zuckerkonsum "befriedigt".
Die Industrie hat das sehr gut verstanden, sonst wäre die Zuckerlobby weltweit nicht so sehr daran interessiert, in möglichst alle verarbeiteten "Lebensmittel", Zucker hinzuzufügen. Auch in originär würzige oder herzhafte Speisen, wie Wurst, Chips oder Käse. Überall ist heute Zucker in seinen vielfältigen Varianten drin.
Der Entzug
Durch meine eigene mangelnde Kontinuumsbindung und traumatische Mutterbeziehung entwickelte ich zu Beginn meiner Pubertät eine Zuckersucht. Da es Schokolade nur selten bei uns gab, hatte ich Kakaopulver (also den schon bereits gesüßten Trinkkakao) mit Zucker vermengt und mit den Fingern gelutscht. Was natürlich dazu führte, dass ich mit 14 ziemlich moppelig wurde (ich war als Kind eher untergewichtig und sehr klein und dünn). Meine Mutter hat mit irgendwann dann verboten, diese Zucker-Kakao-Mischung zu mir zu nehmen und ich entwickelte ungefähr eine Woche lang richtige Entzugserscheinungen: Nervosität, Unruhe, Schlaflosigkeit - alles, was Alkoholiker oder Drogensüchtige auf kaltem Entzug auch bekommen.
Tatsächlich bin ich bis heute nicht von der Droge Zucker weg, aber ich gehe achtsamer damit um. Industriell verarbeitete Lebensmittel wie Fertigprodukte oder Limonaden nehme ich gar nicht zu mir. Aber in meiner einen Tasse Kaffee am Tag hätte ich gerne einen kleinen Löffel Zucker und Schokolade gehört bei mir zum Inventar. Hier aber ausschließlich die bittere, dunkel Schokolade, die von Haus aus sehr viel weniger Zucker enthält als Vollmilchschokolade.
Hast du schon einmal 80% oder 90%ige Schokolade probiert? Hier kickt der bittere Geschmack des nahezu puren Kakaos bis in die hinterste Synapse! Es gibt sogar fast reine Schokolade mit 99% reinem Kakaoanteil! Ein winziges Stück davon fetzt dir die Synapsen weg, kickt ins Dopamin und du fühlst dich für einen kurzen Moment wirklich gut. Sie ist aber so bitter, dass du nicht das Bedürfnis bekommst, gleich noch ein zweites Stück zu essen.
Nach der Definition von Doc Felix wäre diese nahezu reine Schokolade giftig (ich denke nicht, dass du stirbst, wenn du eine ganze Tafel 99%iger Schokolade isst. Der bittere Geschmack verhindert es eh. Den Kick wäre es aber wert).
Wie kommst du jetzt vom Zucker weg?
Mittlerweile gibt es den sehr positiven Trend, zuckerfrei zu leben. Dazu gibt es bereits so viele Blogs, Instagramkanäle und YouTube-Videos, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann. Und - ich bin keine Ernährungswissenschaftlerin oder -bloggerin.
Um dich bei deinem Ausstieg aus dem Zuckerkonsum nicht zu sehr zu Kasteien, solltest du, wenn du dich für einen zuckerfreien Lebensstil entscheidest, dich zusätzlich mit deiner eigenen Beziehung zu deiner Mutter und unserer modernen, mangelhaften Gesellschaft für Mütter und ihre Kinder auseinander setzen.
Wo fühlst du einen Mangel? An Liebe, Bindung, Sicherheit, Selbstbewusstsein?
Auf dem "Weg der Ahninkette" findest du nicht nur Checklisten, mit denen du deinen Gefühlen über Mangel, Überfluss und Mutterliebe auf den Grund gehen kannst, sondern auch die Ursachen aller heutigen psychischen Probleme werden behandelt. Aber Achtung! Da ich hier schonungslos die gewaltvollen Ursachen analysiere, ist der Weg keine leichte Kost!
Über die Liebe habe ich hier geschrieben!
Über Süchte im Allgemeinen hier!
Über die Sucht, erfolgreich im Wettbewerb und in Konkurrenz zu anderen, hier!
Folgt gerne dem "Dunklen Parabelritter" auf YouTube (auch seinen anderen Kanälen "Prinz" und "Iceberg"), auch wenn viele seine poltrige Art und seinen thüringischen Akzent nicht mögen - seine Videos sind super recherchiert und zeigen gnadenlos die Dinge hinter der Oberfläche.
Du willst mich persönlich kennen lernen und interessierst dich für matrifokale Psychotherapie? Dann schreib mir eine Mail!
*Kunni = altdeutscher, altnordischer und altfriesischer Begriff für die matrilineare Abstammungsline und matrifokale Fürsorgegemeinschaft
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Veronika Seltner- Le (Montag, 22 Mai 2023)
Sehr interessant und sehr glaubwürdig
und meinen Erfahrungen
ent-sprechend.
Nina (Mittwoch, 24 Mai 2023 21:06)
Klasse!!! Und so logisch!