· 

Warum ich Business- und Erfolgscoaches Goodbye sage

 

 

Seit etwas über drei Jahren bemühe ich mich, meine Arbeit rein auf Online umzustellen. Ein paar Monate bevor Corona ausbrach, stolperte ich über eine Anzeige der lieben Katharina Lewald, die einen 5-tägigen, kostenlosen Schnupperworkshop über das Erstellen von Online-Kursen anbot.

 

Zu dieser Zeit, im Herbst 2019, hatte ich bereits meine Lapplandtour hinter mich gebracht und einige Erfahrungen mit „Stellplatz gegen Hand“ gemacht. Doch als tiefgründige Wissensvermittlerin die ich nun einmal bin, bot sich hier die Gelegenheit von der Pike auf alles über das Online-Business zu lernen.

 

Auch die mitreißende und positive Art Katharina Lewalds hat mich inspiriert und so buchte ich nach der „Challenge“ (so heißen die gratis Angebote, in denen man tatsächlich auch in die Umsetzung kommt) ihren gesamten Kurs für über € 6.000,-.

 

In den folgenden Wochen und Monaten – ich hatte da meinen Job im Seminarhaus an der Elbe – setzte ich gewissenhaft das um, was ich im Kurs gelernt hatte. Obendrein fuchste ich mich in das E-Mail-Marketing-System Mailchimp ganz alleine ein, da diese Lektion im Kurs auf einer alten Version beruhte und mittlerweile die gesamte Benutzeroberfläche komplett anders aussah.

 

Katharina und ihr Team versprachen großen Erfolg, wenn man nur in genug Geld für Werbeanzeigen bei Facebook investiere. Geld, dass ich damals nicht hatte und heute noch viel weniger.

 

Mittlerweile lähmte Corona die ganze Welt und alles wanderte ins Internet ab.

 

Und ich kam in Kontakt zu anderen Business-Coaches.

 

Die Einen waren für gute Texte für Blogs und Webseiten die Expertinnen, die anderen für das E-Mail-Marketing. Wieder andere waren Spezialisten für Reichweite bei Facebook und Instagram.

 

Bei Hannah Lisa Mang (ich liebe sie wirklich – sie ist einer meiner Herzensmenschen) lernte ich alles über das Verkaufen mit E-Mails und über den Listenaufbau (wie bekommt man überhaupt Menschen ins Adressbuch?).

 

Katrin Hill wies mich in den Reichweitenaufbau bei Facebook und Instagram ein und bei Sandra Holze und Annalena Eckstein lernte ich die sehr komplexen, technischen Anwendungen, wie man für viel Geld mit dem Facebook Werbeanzeigen-Manager Anzeigen erstellt. Funnelfox wären besser gewesen, nur kamen die zwei Wochen nachdem ich den Kurs bei Sandra Holze gekauft hatte und die Rücktrittsfrist bereits abgelaufen war.

 

Jane von Klee zeigte mir, was es mit SEO, dem perfekten Webseitenaufbau und der Keyword-Recherche auf sich hat.

 

Mit Ausnahme von Jane von Klee waren ausnahmslos alle Anbietenden auf der „Erfolgsschiene“, prahlten mit ihren Erfolgen wie zum Beispiel „Wie ich mit einer E-Mail € 30.000,- Umsatz gemacht habe“, oder „Nach dieser Challenge hatte ich plötzlich 5.000 neue Adressen in meiner Liste“, oder „Ich habe XY getroffen und er inspiriert mich total“. Mit XY ist einer der reichsten Männer der Welt gemeint, dazu weiter unten mehr.

 

Und ich merkte, dass die € 6.000,-, die ich bei Katharina Lewald für ein unzureichendes Komplettangebot ausgegeben hatte, sinnvoller in die entsprechenden einzelnen Bereiche investiert worden wären.

 

Als Rollenmodelle präsentieren sich (bis auf Jane von Klee) alle als super erfolgreich, alle paar Wochen woanders auf der Welt hin jettend und in Luxushotels Schampus schlürfend – um hier tatsächlich ein paar typische Klischees abzugreifen. OK – oft wurden diese Aufenthalte als „Arbeitstreffen“ mit Teammitgliedern, eigenen Fortbildungen oder Treffen mit anderen Business-Coaches präsentiert.

 

Nun – meine Werte sind diese eben nicht.

 

Meine Werte liegen in der Nachhaltigkeit, im Schutz der Umwelt und der Biosphäre und darin, einen möglichst kleinen CO2-Abdruck zu hinterlassen. Zu 100% schaffe ich das natürlich nicht, aber ich gebe mir größte Mühe, hier so schonend wie möglich auf meinem Heimatplaneten zu leben.

 

Weshalb ich schon lange nicht mehr in einer Mietwohnung oder einem großen Haus lebe, sondern in einem sehr alten Wohnmobil, mit dem ich so gut wie gar nicht herum fahre. Maximal dreimal im Jahr und jeweils kaum mehr als 50 Kilometer pro Stecke – vom Winterlager zum Sommerjob, zum TÜV. Kann (zum Glück?) auch nicht jeder.

 

Und, vielleicht magst du das jetzt denken, aber mir mangelt es an absolut nichts. Im Gegenteil – ich habe alles, was ich brauche: ein Dach über dem Kopf, Kleidung zum Anziehen (und da leider noch sehr viel, was ich gar nicht mehr benötige) und ausreichend Essen, was ich zum Teil auch wild in der Natur finde. Und natürlich das für mich Wichtigste: sehr viel Natur und Ruhe um mich herum.

 

Dazu brauche ich natürlich keine € 10.000,- Einkommen im Monat. Wäre zwar schön, weil ich dann noch mein UrMutterHaus-Projekt leichter umsetzen und mit dem Geld aktiv an der Abschaffung der patriarchalen Strukturen in der Gesellschaft einwirken könnte. Denn das ist mein „Think Big“!

 

Die Such(t)e nach Erfolg

 

In der patriarchalen Grundgesellschaft, die schon lange die Verbindung zum menschlichen Kontinuum verloren hat, muss dieser Mangel an nährender und schützender Fürsorgegemeinschaft auf irgend eine Art kompensiert werden.

 

Gesellschaftlich anerkannt ist eben das Erfolgreichsein im Beruf und im Privaten.

 

Im Privaten liegt dieser Erfolgsdruck in der harmonischen Paarbeziehung, gekrönt mit ein bis zwei Kindern, eigenem Haus und mindestens zwei Kraftfahrzeugen. Dazu noch zweimal im Jahr ein Urlaub entweder in der Karibik oder in Südostasien.

 

Im Beruflichen liegen die Erfolgshürden bei den Aufstiegschancen im gewählten Beruf mindestens beim Abteilungsleiter, wenn nicht gar irgendwann beim Konzernchef. Wer ein DAX-Unternehmen leitet oder dort im Vorstand sitzt, hat es gesellschaftlich bis an die Spitze gebracht. Einkommen von mindestens einer Million Euro im Jahr sind da das Minimum.

 

Dieses Einkommensminimum trifft übrigens auch auf die Business-Coaches zu.

 

Immerhin schaffen sie es, sehr erfolgreich mit ihren Marketingstrategien uns KleinstunternehmerInnen das Geld aus der Tasche zu locken, um ihre eigenen Umsätze zu stärken.

 

Ich behaupte nicht, dass das Wissen und die Inhalte die sie vermitteln – egal, ob Katharina Lewald, Katrin Hill, Hannah Mang oder Funnelfox – rausgeworfenes Geld wäre. Im Gegenteil – ich habe mit und durch sie sehr, sehr viel gelernt.

 

Nur, ich frage mich, in welcher unrealistischen Scheinwelt leben diese Menschen?

 

Katrin Hill hat zwei Kinder, lebt mittlerweile in Scheidung zu ihrem Mann (hätte ich ihr schon vor zwei Jahren prophezeien können) und glorifiziert einen Mann mit eigener Insel, der es nötig hat, seinen winzigen P*mmel mit zwei anderen winzigen Milliardärsp*mmeln zu vergleichen. Dafür hat er sich mit unsäglichem finanziellen Aufwand und ökologischem Desaster für ein paar Minuten in einer p*mmelförmigen Rakete in den Himmel geschossen.

 

Solche Personen sind keine Rollenmodelle. Denn 99,99999% der Weltbevölkerung ist es niemals im Leben möglich, auch nur annähernd solche Projekte umzusetzen.

 

Erfolg wäre hier für mich, dass diese P*mmelvergleiche darin münden, wer von den P*mmelträgern das Meiste seines Vermögens für das Wohlergehen des gesamten Planeten einsetzt. Schutz der Umwelt, der Biospähre, Reinigung der exorbitanten Plastikmüllberge und Investitionen in nachhaltige Technologien. Um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen.

 

Aber nein – das Geld wird in „Spielzeug“ investiert. Es sind halt eben kleine Kinder in den Körpern alter weißer Männer, die leider nie die Möglichkeit hatten, Kontinuumserfahrungen zu machen. Eine andere Art dieser Männer kompensiert ihr mangelndes Selbstvertrauen in kriegerischen, gewaltvollen Auseinandersetzungen.

 

Sie kompensieren ihren emotionalen Mangel damit, sehr viel Geld für sehr viel unnützes Zeug auszugeben. Geld, dass sie nie selbst verdient, sondern durch ihre wohlhabenden Eltern und Großeltern erlangt und mit Gewinn verwaltet haben.

 

Auf jedem Kontinent mindestens eine Luxusvilla mit mehreren tausend Quadratmetern Wohnfläche, am Besten auf der eigenen Insel. Dort dann die fahrbaren Untersätze vom Rolls Royce, Bentley, Maybach und Hummer über x-viele Harley Davidsons. Von den Lamborghinis ganz zu schweigen. Und zwar in jedem Anwesen. Um nicht mit dem Plebs im gleichen Flugzeug reisen zu müssen, besitzen sie natürlich mehrere Privatjets, von der kleinen Cessna angefangen bis hin zum eigenen Jumbo-Jet.

 

Upps.... ich habe die Luxusjachten vergessen!

 

Können solche Menschen Rollenmodelle sein in einer Welt, die durch solche „Rollenmodelle“ an den Abgrund gewirtschaftet wurde? Die dafür verantwortlich sind, mit ihrem exorbitanten Luxusleben unsere Biosphäre und unser aller Lebensgrundlage zu vernichten?

 

Sollten wir nicht lieber anfangen, um unser eigenes Leben und das unserer Kinder und Kindeskinder Willen, diese patriarchösen Muster aufzulösen und uns wieder an die Kontinuumserfahrungen anbinden?

 

Denn, wer von Geburt an liebevoll angenommen, Wert geschätzt und gehalten wird, muss später diese Gefühle des Nicht-Genug-Seins, den Zweifeln an seiner Existenzberechtigung und der permanenten Suche nach der Liebe der Eltern nicht im Anhäufen von unnötigen materiellen Dingen, im „Ich bin besser als du“ und im patriarchalen Wettkampf suchen.

 

Gerade Business- und Erfolgs-Coaches müssen sich hier selbst in die Verantwortung nehmen, welche Gründe hinter ihren Zielen liegen. Denn auch sie sind mit Sicherheit nicht kontinuumsgerecht auf die Welt gekommen. Sie suchen selber den Mangel zu kompensieren, indem sie ihre eigenen Erfolge daran messen, wie hoch ihr Einkommen und ihr „Luxusleben“ ist. Ein Leben, das dennoch niemals an den Status eines Rakentenp*mmelträgers heran reichen wird.

 

Vielleicht denkst du jetzt, ich wäre nur neidisch auf die Erfolge dieser Menschen, weil ich es eben nicht schaffe, ähnliche Erfolge zu erreichen?

 

Nein, absolut gar nicht. Ich kann nicht auf solch arme Würstchen neidisch sein, die selber so unsicher und emotional unterentwickelt sind, dass sie sich materiellen Müll als Schutzmantel für Selbstsicherheit und Selbstvertrauen umhängen müssen.

 

Nach nunmehr drei Jahren, in denen ich eher „erfolglos“ die Anweisungen meiner Business-Coaches umgesetzt habe, komme ich nun zu dem Schluss, dass ich gar nicht „erfolgreich“ im Sinne der Coaches sein kann, da ich ja meine Erfolge eben NICHT an monetären Umsatzzahlen, Massenreichweite (dafür bin ich viel zu sehr Nische) und Facebook- und Instagram-Followern messe.

 

Auch meine vergeblichen Bemühungen, Onlinekurse mal mit mehr als nur zwei Teilnehmerinnen durchzuführen, habe ich nun Auf Wiedersehen gesagt. Dazu hat mich eine kleine Challenge von Hannah Lisa Mang im Herbst letzten Jahres gebracht. Darin ging es um die Einbindung der Astrologie für das eigene Business. Also herauszufinden, wo liegen anhand des Geburtshoroskops die persönlichen Stärken und wo die Schwächen und wie kann dieses Wissen in die berufliche Arbeit einfließen.

 

Ich hätte gerne ihren Kurs dazu gemacht, aber hatte leider (mal wieder) nicht die finanziellen Mittel dazu. Zum Glück habe ich einiges Wissen über Astrologie und ihr kleiner gratis Workshop half mir, meinen eigenen Weg klarer zu sehen:

 

das tiefgründige Tauchen auf die Grundursachen meiner Themen (kollektives UrTrauma, patriachales Stockholm-Syndrom, menschliches Kontinuum) und das daraus folgende schriftliche Fixieren. Das sind meine Schwerpunkte. Weniger das Unterrichten, als das Aufklären und Vermitteln von meinen Erkenntnissen. Es ist so wichtig für die, die Überleben wollen.

 

Ach so – vielleicht willst du noch wissen, warum ich Jane von Klee nicht zu diesen Möchtegern-Erfolgsmenschen zähle?

 

Sie hat sich aus ärmlichen und schwierigen Verhältnissen mit eigener Leistung heraus gearbeitet und hat es nicht nötig, nun ihre „tollen Erfolge“ an die große Glocke zu hängen. Ihr Weg ist nicht das „Schneller – Höher – Weiter“, sondern langsam Schritt für Schritt die gesteckten Ziele mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) für die eigene Webseite erreichen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0